
Restaurierungen
des Förderverein Kloster Heiligkreuztal
Restaurierung der Schächerkapelle



Am Sonntag, den 11. Mai 2014 wurde in Heiligkreuztal die neu renovierte Schächerkapelle eingeweiht. In einem kleinen Festakt, der wegen des schlechten Wetters in den Barocksaal des Klosters verlegt wurde, dankten Msgr. Heinrich-Maria Burkard, Bürgermeister Norbert Wäscher und der Erste Obmann der Stefanus-Gemeinschaft Alfred Fraidling dem Förderverein als dem Initiator und Förderer dieses großen Projekts und allen Spendern, die zum Erhalt dieses seltenen religiösen Kleinods beigetragen haben.
Es ist endlich soweit: die Schächerkapelle in Heiligkreuztal ist fertig renoviert. Gleichzeitig wurde das umliegende Grundstück neu gestaltet. Zwei Äbtissinnenwappen in der Kapelle zeigen an, wann die Kapelle erbaut wurde – 1619 durch Äbtissin Katharina von Roggweil – und wann sie vermutlich zum ersten Mal restauriert worden ist in der Weise, wie sie nun wieder zu sehen ist – 1715 durch Äbtissin Anna von Holtzingen (1690 – 1722). Es ist anzunehmen, dass sie den Auftrag für die Neugestaltung des Christuskorpus des mittleren Kreuzes gegeben hatte. Die Figuren der beiden Schächer sind leider verschwunden. Der mündlichen Überlieferung nach wurden sie abgehängt, weil sie „zu gräßlich anzuschauen gewesen seien“. Der Christuskorpus war vor seiner Restaurierung durch die Restauratoren Volkmer (Aichhalden-Rötenberg) besonders stark in Mitleidenschaft gezogen. Möglicherweise stammt er aus der Werkstatt des Riedlinger Bildhauers Franz Joseph Katzenmayer (ca. 1680 – 1755), dem die Äbtissin Anna von Holtzingen immer wieder Aufträge gab, nicht zuletzt den, ihren Grabstein zu gestalten. Von Katzenmayer stammt auch die lebensgroße Figur des heiligen Nepomuk (1741), die auf der Donaubrücke Riedlingen angebracht wurde.
Seit dem vierten Jahrhundert pilgerten Gläubige und Büßer in das Heilige Land, um vor allem das Heilige Grab zu besuchen und den Ort der Kreuzigung Christi zu verehren. Nachdem 1244 die Muslime Jerusalem „zurückerobert“ hatten, wurde das Pilgern dorthin stark eingeschränkt und wurde zu einem riskanten Unternehmen. Im 15. Jahrhundert änderte sich die Situation, und eine neue Pilgerwelle führte erneut christliche Pilger nach Jerusalem. Allerdings war die Wallfahrt dorthin kostspielig, und nicht jedermann konnte sie sich leisten. Andererseits wollten viele Gläubige den Ablass erlangen, welcher mit dem Besuch der Heiligen Stätten in Jerusalem verbunden war. Dabei galt es, den Leidensweg des Herrn (die „Via Dolorosa“) vom Ort der Verurteilung durch Pontius Pilatus bis nach Golgotha, dem Ort der Kreuzigung, betend zu gehen. Im 14. Jahrhundert hatten die Franziskaner eigens dazu eine Andacht mit verschiedenen Stationen entwickelt und verbreiteten diese Andacht in der ganzen abendländischen Kirche. So konnten auch jene einen Ablass gewinnen, die nicht die Möglichkeit hatten, nach Jerusalem zu pilgern. Es entstanden in ganz Europa Kreuzwege und sogenannte „Kalvarienberge“, die meist das Ende der 14 Kreuzwegstationen bilden. In der frühen Barockzeit (ca. 1575 – 1770) wurden aus den Kalvariendarstellungen sogenannte „Schächerkapellen“. In diese Zeit fällt auch die Errichtung der Heiligkreuztaler Schächerkapelle.
„Schächerkapelle“ wurden diese Kapellen deshalb genannt, weil zusätzlich zum Kreuz Christi auch die zwei anderen Kreuze mit den beiden „Schächern“ zu sehen waren, die zusammen mit ihm gekreuzigt worden sind. Mit „Schächer“ wurde der lateinische Begriff „latro“ übersetzt. Dies bedeutet soviel wie „Räuber“ oder „Verbrecher“.
In der zisterziensischen Passionsfrömmigkeit spielt hierbei der Schächer, der zur Rechten Jesu hing, eine besondere Rolle, denn er bekennt seine eigene Schuld und bittet den sterbenden Jesus, ihn im Paradies nicht zu vergessen (Lk 23,38-43). Der Legende nach hieß er Dismas und soll bereits bei der Flucht nach Ägypten die Heilige Familie vor einem Überfall durch andere Räuber geschützt haben.
Im Münster ist im oberen Teil des Chorfensters (ca. 1312) noch ein Schächer zu sehen, während die drei Fensterscheiben mit den Darstellungen des anderen Schächers, des Hauptmanns Longinus mit der Lanze und von Christus am Kreuz in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts angeblich durch Hagelschlag zerstört worden sind. Die Schwestern konnten im nordöstlichen Teil des Kreuzgangs diese Darstellung, gemalt vom Meister von Meßkirch, bei ihren Andachten meditieren.
Die Schächerkapelle in Heiligkreuztal steht mit Bedacht an einer öffentlichen Straße. Es war früher der Weg zur Galgenstätte. Ihre Botschaft war klar: „Bedenke Mensch: So wie du lebst, so wirst du enden!“ und „es gibt selbst noch in der letzten Minute deines Lebens eine letzte Chance, indem du Reue zeigst und umkehrst.“ Wer sich mit der biblischen Überlieferung der Kreuzigungsszene beschäftigt, wird dabei eine eigentümliche Entdeckung machen. Im Markus- wie im Matthäusevangelium fluchen beide Mitgekreuzigten Jesus(Mk 15,12-39; Mt 27, 38-44). Nur im Lukasevangelium zeigt der Schächer zur Rechten Jesu Reue(Lk 23,38-43). Die mittelalterliche Schriftauslegung deutete diesen Unterschied so, dass zu Beginn der Kreuzigung in der Tat beide Mitgekreuzigten Jesus verfluchten.
Warum aber verfluchen sie den, der wie sie das gleiche Schicksal ertragen muss? Eine naheliegende Antwort: Weil sie sich als „Staffage-Figuren“ einer „Spott-Inthronisierung“ empfunden haben. Der römische Statthalter Pilatus, der Jesus auf Drängen der religiösen Obrigkeit zum Tod verurteilt hatte, wollte sich an den jüdischen Autoritäten rächen. Denn sie zwangen Pilatus dazu, Jesus kreuzigen zu lassen. Sie hatten ihm angedroht, ihn beim Kaiser in Rom anzuzeigen, weil er einen Aufständigen, der sich als „König der Juden“ ausgab, wieder freilassen wollte. Und Pilatus rächte sich an der jüdischen Bevölkerung durch eine sarkastisch inszenierte Inthronisationszeremonie, bei welcher der „König der Juden“ nicht seinen Thron einnahm und links und rechts die Thronassistenten zu sitzen kamen, sondern elend am „Kreuzesthron“ gemartert wurde. Auch verweigerte er der jüdischen Obrigkeit, die bei einer Kreuzigung übliche Tafel entfernen zu lassen, auf welcher der Grund für die Todesstrafe stand. Damit diese Provokation möglichst viele lesen konnte, ließ er sie gleich in drei Sprachen schreiben. Ein Teil dieser Tafel ist heute in Santa Croce in Gerusalemme in Rom zu sehen. Da die Kreuzigung unmittelbar vor dem wichtigsten Pilgerfest, dem Pascha, stattfand und Golgota unweit einer der Hauptzugangsstraßen in die Stadt gelegen ist, kamen viele an diesem „üblen Spektakel“ vorbei und ließen dabei sicher ihre Wut an den Gekreuzigten aus. Schließlich aber erlebt Dismas, der zu Rechten Jesu Mitgekreuzigte, wie Jesus auf diese Aggression reagiert: er betet für seine Peiniger. Das berührt sein Inneres, und er schwenkt um. Er schaut auf sein eigenes verpfuschtes Leben, das nun durch diese schreckliche Todesstrafe bald zu Ende sein würde. Er bekennt seine Schuld und statt Jesus weiter zu verfluchen, wandelt er seine Gesinnung. Er bekennt sich zu Jesus. Damit setzt er sich der gleichen Wut aus, die Jesus trifft. Ebenso zeigt Jesus sich mit ihm solidarisch: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!“ (Lk 43). Dismas wird damit zur „Erstlingsfrucht des Erlösungstodes Christi“.
Im Gewölbe der Schächerkapelle wurden 1963 bei der letzten Restaurierung zwei interessante Darstellungen wieder freigelegt: Der Todesengel trägt die Seele des guten Schächers Dismas in den Himmel. Dagegen zerrt ein Teufelsengel den Schächer zur Linken Jesu, der nicht umgekehrt ist, in die Hölle. Der Tradition nach hieß er Gestas. Damit verstärkt die künstlerische Komposition der Heiligkreuztaler Schächerkapelle die Tatsache, dass wir Menschen am Ende unseres Lebens die Konsequenzen unserer Lebenseinstellungen und unseres Handelns zu tragen haben. Dabei gilt auch: auch wenn wir schwere Schuld auf uns geladen haben, es bleibt noch eine „letzte Chance“: alles „dem anzuvertrauen, der auch für meine Sünden gestorben ist“. Das ist auch für uns heute die Einladung, die diese gelungen restaurierte Kapelle verdeutlicht: „Bedenke, wie du lebst und handelst – kehre um, bevor es zu spät ist – du hast bei Jesus immer noch eine letzte Chance!“. Nehmen Sie sich gelegentlich die Zeit, hier in aller Ruhe zu verweilen und darüber nachzudenken.
Mein herzlicher Dank gilt der Stefanus-Gemeinschaft, die diese umfassende Renovation in Auftrag gegeben hat und sie nun realisieren konnte mit Hilfe vieler Organisationen: Förderverein und Stiftung Kloster Heiligkreuztal, Gemeinde Altheim, Architekturbüro Vogel, Landesdenkmalamt, Vereine und katholische Kirchengemeinde Heiligkreuztal sowie viele Spenderinnen und Spender. Sie alle haben zu dieser gelungenen Renovierung beigetragen.
Heinrich-Maria Burkard
Muttergottesstatue im Engelgarten



Äbtissin Veronika von Rietheim ( + 1551) gab beim Steinmetz Meister Josef Schmid aus Urach zwei Werke in Auftrag: eine Muttergottesstatue für den Brunnen im Engelgarten (1548) und Ihr eigenes Grabepitaph (1581). Der Förderverein ließ für den Engelgarten – das Herzstück der Klosteranlage – eine Kopien vom Original fertigen, das nun in der Helenakapelle wettergeschützt aufgestellt ist.
Ein besonderes Detail dieser Steinskulptur ist die schlafende Nonne im Mond zu Füssen Mariens. Der Mond symbolisiert die Kirche, die wie der Mond das Licht nicht aus sich selbst hat, sondern das Licht der Sonne widerspiegelt. Das Licht kommt ihr nur von Christus, der „Sonne der Gerechtigkeit“. Und so wie der Mond phasenweise mehr und weniger Sonnenlicht aufnimmt, so ist es auch mit der Kirche.
Der Sichelmond zeigt an, dass die Kirche, hier die Zisterziensernonne – in den Schlaf gefallen ist und von Christus wieder aufgeweckt werden muss. Die beiden Aufnahmen zeigen dieses Nonnengesicht im Sichelmond vom Original in der Helenakapelle und bereits von Flechten gezeichnet von der Kopie im Engelgarten.
Eine ältere Darstellung des Sichelmondes findet sich in der Tabernakelwand im Münster (siehe Bild: Heiltumsschrank)
Beete im Morgenlicht



Klösterliche Gartenkultur hat die Kulturlandschaft in Oberschwaben nachhaltig geprägt.
Über 600 Jahre wurden im Kloster Heiligkreuztal im Bereich der Innenklausur
- für den Kirchenschmuck Blumen gezüchtet,
- für die Küche Obst veredelt, Gemüse kultiviert, Beerenhecken und Würzkräuter gezogen und
- für die Apotheke Heilkräuter angepflanzt, die auch der Bevölkerung zugute kamen.
Ein Grundstein klösterlicher Gartenkultur ist das Lehrgedicht „De cultura hortorum“ ( = Über die Gartenkultur), kurz „Hortulus“ (Gärtlein) des Reichenauer Abts Wahlafrid Strabo (809 – 849).
Der „Hortulus“ ist die erste Kunde vom Gartenbau in Deutschland.
In 444 Versen verbindet Strabo dichterisch antike Schriften zum Ackerbau , zur Botanik und Medizin in feinsinniger Narurlyrik. Die im „Hortulus“ beschriebenen 24 Heilkräuter, Küchen- und Zierpflanzen sind heute in verschiedenen Gartenanlagen, wie z.B. auf der Insel Reichenau oder in Bad Wörishofen, zu finden. Dort wurden sie nach der Skizze des „herbularius“ (= Kräuterbeet) des Sankt Galler Klosterplans angelegt, der um 825 auf der Reichenau aufgezeichnet wurde. Dabei bekommt jede Pflanze ihr eigenes Beet zugeteilt.
Die Heiligkreuztaler Beet-Anlage hingegen gruppiert die Pflanzen entsprechend den neueren Erkenntnissen von Dr. Wolfgang Fels in acht quadratische Hochbeete.
Diese wurden gestiftet vom Förderverein Heiligkreuztal.
Eine ältere Darstellung des Sichelmondes findet sich in der Tabernakelwand im Münster (siehe Bild: Heiltumsschrank)
Kleinode der klösterlichen Kunst

Restauration des Wettersegen Ostensoriums von 1734
Zur liturgischen Ausstattung des Klosters Heiligkreuztal gehört ein Ostensorium (=“Schaugefäss“),
das gleichzeitig als „Kreuzreliquar“ der Verehrung des Heiligen Kreuzes dient und als „Wettersegen“ in Gebrauch ist, mit dem am Ende der Sonntagsgottesdienste vom 1. Mai bis 14. September, dem Fest Kreuzerhöhung, die ganze Schöpfung gesegnet wird. Es stammt aus der Augsburger Gold- und Silberschmiede des bekannten Meisters Franz Thaddäus Lang und wurde um das Jahr 1734 gefertigt.
Der Förderverein hat 2015 diese Ostensorium umfassend restaurieren lassen.

Durch einen glücklichen Umstand konnte der Förderverein Kloster Heiligkreuztal eine historische Darstellung eines „Geiselheilandes“ wiedererwerben und fachmännisch restaurieren lassen.
In der Barockzeit wurde vor allem in den zisterziensischen Klöstern die Wunden – Jesu – Verehrung des ausgehenden Mittelalters wiederbelebt. Es ist leider nicht mehr zu rekonstruieren, wo diese Figur ursprünglich aufgestellt war. Vermutlich hatten die Zisterzienserinnen im Kreuzgang die Möglichkeit, diesen Geiselheiland zu betrachten und dabei die „Wunden-Christi-Andacht“ zu beten. Dies geschah in der Regel am Freitagmorgen und vor der Brotverteilung an die Armen. Dabei spielte die Betrachtung der Schulterwunde Jesu eine wichtige Rolle, denn sie symbolisiert die schwere Last seines Kreuzes, die Jesus besonders für die Menschen getragen hat, die selbst schweres Leid zu ertragen haben. Schon bei der Zisterzienserin Gertrud von Helfta (1256 – 1302) findet sich diese Betrachtung der Schulterwunde Christi. Es ist beim wiedergefundenen Geiselheiland auffallend, wie gerade diese Schulterwunde akribisch und plastisch ausgearbeitet wurde. Vermutlich wurde der Geiselheiland von der Äbtissin Maria Josepha von Holzapfel (1723 – 1761) in Auftrag gegeben. Sie stiftete auch die Kreuzwegstationen, die heute noch im Münster hängen. Diese Statue des Geiselheilands ist nun in der ehemaligen Bruderkirche des Kosters, jetzt Museum, zu sehen.

Dieses Ölbild mit dem Antlitz Christi aus dem Beichtigerhaus im Kloster Heiligkreuztal vom Beginn des 18. Jahrhunderts wurde 2017 durch die Initiative des Fördervereins Kloster Heiligkreuztal restauriert.
Es zeigt die „wahre Darstellung des Antlitzes des Herrn Jesus, wie sie vom König Abgard V. in Auftrag gegeben wurde“. Im 4. Jahrhundert nach Christus taucht die Legende des Eilboten dieses Königs von Edessa auf, der für ihn ein Bildnis des Antlitzes Christi gefertigt hatte, von dem immer wieder viele Kopien gefertigt wurden. Die zisterziensische Spiritualität v.a. des hl. Bernhard von Clairvaux und der heiligen Gertrud von Helfta förderte die Verehrung des Antlitzes Christi, weil darin Gottes Liebe und Zuwendung zu uns Menschen erfahrbar wird.
Die Darstellungen des Schweisstuches der Veronika im Münster, wie auch solche Antlitz-Christi- Bilder zeigen die hohe Wertschätzung dieser Verehrung im Kloster Heiligkreuztal. Viele Segensverheißungen sind an diese Verehrung des Antlitzes Christi verbunden.
Bisher stellten wir Mittel zur Verfügung für:
- Den Ankauf der Mondsichelmadonne in der Helena-Kapelle und deren Nachguss im Engelgarten
- Ankäufe von verschiedenen Exponaten die im Museum zu sehen sind:
- Barockschrank mit dem Wappen der Äbtissin Margaretha Raitner von Raitenau
- Anbetungsschränkchen „Marienhilf“
- Portrait der Äbtissin Maria Josepha du Viver
- Geisterheiland
- Die Renovation der Schächerkapelle
- Anschaffung von Hochbeeten mit Ausschilderung im Klostergarten
- Restaurierung der Heiligkreuztaler Wettersegenmonstranz
- Wiederbeschaffung und Restaurierung Geiselheiland
- Bildrestaurierung Antlitz Christi
Restaurierung des Heiligkreuztaler Münsters


Das Bild auf der linken Seite zeigt das Münster Schiff vor 1955. Auf dem rechten Seite ist der Zustand heute zu sehen.


Auf dem linken Bild ist die Ansicht zur Empore zu sehen. Auch dieses Bild zeigt das Münster im Jahr 1955. Das Bild auf der rechten Seite zeigt die Außenansicht des Münsters. So sah das Münster bis 1970 aus.